Zum ersten Mal seit dem Bau der Orgel im Jahre 1914 durch die Orgelbau-Firma Weigle in Echterdingen wurde eine umfassende Generalreinigung und eine Restaurierung des Instrumentes ausgeführt.
Den Auftrag erteilte Bischof Bogusz, Wroclaw in Übereinstimmung mit ZVEESO der Firma E. Hammer bei Hannover. Die Ausführung der Arbeiten sollte ganz auf die Erhaltung und Wiederherstellung der größten von Weigle erbauten Orgel ausgerichtet sein.
Die Orgel stellt ein hervorragendes Zeugnis hochromantischer Orgelbaukunst dar, gebaut hinter einem barocken Gehäuseprospekt von Meister Röder aus dem jahre 1735 mit reichem Ornament-Schnitzwerk einschließlich 12 Engeln und dem König David. Der Peifenprospekt ist in 16′-8′- und 4′- Felder gegliedert und enthält heute 61 neue Pfeifen des Hauptwerk – Principal l6′. Ab Oktober 1999 arbeiteten wir in Kooperation mit polnischen Fachleuten auf der hohen Empore am weitläufigen Orgelwerk, das 3.166 Holz- und Metallpfeifen enthält. Das jetzt 46-registrige Pfeifenwerk basiert auf dem Contrabass 32′ und reicht bis in die Höhen von Cornettino 3fach und Mixtur 4fach. Hervorzuheben sind 20 Register in 8′-Tonlage, die in allen klanglichen Nuancen und Klangstärken intoniert sind, dazu 9 Register in 16′-Tonlage.
Alle Pfeifen mussten abgetragen und gründlich gereinigt werden, (z.T. im Wasserbad), sie erhielten eine intensive Holzwurmbehandlung; nur wenige mussten erneuert werden. Nach Öffnung und Zerlegung des 3-manualigen Spieltisches mit allen Register- und Spielhilfen-Schaltungen, des 20-stufigen Koppelgestells und der 3-5fachen pneumatischen Traktur wurde in vier Monaten intensiver Arbeit auch die gesamte Steuerpneumatik gereinigt, renoviert und wieder zusammengebaut. Eine Rarität stellt die Einbeziehung eines Metall-Xylophons mit 61 Klangstufen und forte/piano-Effekt dar, das in den Orgelunterbau in drei Etagen übereinander konstruiert wurde und durch eine Piano-Mechanik angeschlagen, jedoch auch pneumatisch angespielt wird.
Weitere Besonderheiten dieses Instrumentes sind ein acht-registriges Harmonium Werk (ppp) und fünf Hochdruck-Register (fff) (daher Parabrahm-Orgel). Diese wurden 1928 nach neuem Zeitgeschmack durch die Firma Weigle ausgebaut und sind seither verschollen. Stattdessen fügte Weigle für das III Manual ein acht registriges Barockwerk ein, das jedoch in den Jahren 1974-77 durch die Firma Szczerbaniak/Lodz ausgebaut und teilerneuert wurde; vermutlich wegen zerstörerischen Holzwurmfraßes. Glücklicherweise sind fünf historische Register aus dem Baujahr 1735 ganz bzw. teilweise erhalten geblieben, die mit großer Sorgfalt restauriert und bewahrt wurden. An der Rekonstruktion der verschollenen Parabrahm-Werkteile wird zukünftig weitergearbeitet werden.
Disposition
Hauptwerk
Prinzipal 16′
Bourdon 16′
Principal 8′
Gamba 8′
Gedeckt 8′
Gemshorn 8′
Flûte octaviante
Dulciana 8′
Oktave 4′
Fugara 4′
Rohrflöte 4′
Quinte 2 2/3′
Oktave 2′
Cornettino 3-fach
Mixtur 4-fach
Trompete 8′
Klarine 4′
Schwellwerk
Quintatön 16′
Geigenprincipal 8′
Concertflöte 8′
Viola 8′
Nachthorn 8′
Salicional 8′
Lieblich Gedeckt 8′
Aeoline 8′
Voix Célèste 8′
Oktave 4′
Gemshorn 4′
Traversflöte 4′
Terz 1 3/5′
Piccolo 2′
Mixtur 3-4-fach
Clarinette 8′
Labial Oboe 8′
Pedalwerk
Principalbaß 32′
Contrabaß 16′
Violonbaß 16′
Subbaß 16′
Zartbaß 16′
Quintbaß 10 2/3′
Oktavbaß 8′
Baßflöte
Cello 8′
Choralbaß 4′
Posaune 16′